„Kopfstücke“ in der Ausstellung zum Gallery Weekend Berlin

April 25, 2024 § 9 Kommentare

Morgen früh geht‘s zur Hängung der Bilder in die Brunnenstraße 145. Hier zeige ich die vollständige Serie von zwölf Kopfstücken, vor Ort zu sehen sein wird eine Auswahl der Arbeiten ab morgen bis 17. Mai.

Alle Arbeiten Fine Art Print, Acrylglas, 40×40 cm.

Gallery Weekend Berlin 2024

April 22, 2024 § 8 Kommentare

Liebe Freundinnen und Freunde,

am kommenden Wochenende, 26. – 28. April und für weitere zwei Wochen, zeige ich im Rahmen des Gallery Weekends einige aktuelle Arbeiten aus meiner Serie hybrider Bildschöpfungen, ergänzt um ein paar ältere Arbeiten in Eitempera und Acryl auf Leinwand. Bildthema sind Köpfe. Ein Auszug aus meinem die Präsentation begleitenden Text:

“Ich zeige digitale Arbeiten auf der Basis von Originalarbeiten in Eitempera und Acryl, die für diese Serie eingescannt wurden. Mittels Techniken von Überlagerung, Überblendung und Collagierung im digitalen Raum wurden haptisch-figürliche Arbeiten mit Eitempera-Klecksereien bzw. -Abklatschen konfrontiert. Der kreative Funke entzündet sich an Strukturen, wie sie im freien Kräftefeld zwischen fett- und wasserhaltigen Bindemitteln, Pigmenten und starken Untergründen zufällig entstehen, und misst sich an der emotionalen Dringlichkeit expressiver Farbverläufe.“

Ort: Volkssolidarität, Brunnenstraße 145, 10115 Berlin

http://www.e-mergingartists.art/artist/stefan-weber

Herzlich willkommen!

Unterwegs in einem unheimlichen Land

April 15, 2024 § Ein Kommentar

Alle Fotos mit dem Handy aus dem fahrenden ICE aufgenommen während mehrerer Fahrten in den letzten Monaten. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Motive teils vor dem Kameraauge vorbeiflitzen, aber auch aufgrund oft unübersichtlicher Lichtverhältnisse ist die Handysoftware gelegentlich überfordert und mischt sich unhinterfragt in den kreativen Prozess ein. Das ist natürlich hochwillkommen. Kreuzen dann auch noch Regenspuren auf der Scheibe das winzige Objektiv, wird es schnell spooky. Auch das ist hochwillkommen.

En-détail

April 12, 2024 § 2 Kommentare

Entgegen anders lautender Gerüchte steckt im Detail nicht der Teufel, sondern der liebe Gott. Anita Albus leitet passend hierzu eine ihrer Erzählungen mit einem Zitat Vladimir Nabokovs ein: „detail is always welcome“. So sehe ich es auch. Nicht immer zur Ergötzung meiner Zeitgenossen, denen meine notorisch ausgeprägte Diskutierfreude gelegentlich gewaltig auf den Senkel geht. Ich hake gerne nach, wo andere in der Unterhaltung längst zwei Themen weiter sind, und möchte Genaueres wissen, wann immer die Untiefen strittiger Themen im fortschreitenden Diskurs bereits ausgelotet scheinen. Nicht verhehlen möchte ich auch, dass ich gelegentlich Gefallen an der Rolle des advocatus diabolus finde, immer auf der Suche nach dem Haar in der Suppe, das andere um des lieben Friedens willen gern übersehen. Mit Fritz Teufel (nomen es omen) und ihn zugleich verdrehend möchte ich dann ausrufen: „wenn’s aber doch der Wahrheitsfindung dient!“ Zweifellos legte meine Familie hier den Grundstein. Väterlicherseits jedenfalls. Mein Vater war ein mit Worten erbittert für das Gute, insbesondere das Soziale streitender Mensch. In einem Alter, in dem ich glaubte, genügend intellektuelles und moralisches Rüstzeug erlangt zu haben, um mich in die Themen einzubringen, war er allerdings bereits ein Stück weit vom Ursprungsgedanken seines Gerechtigkeitssinns ab- und in Richtung gesellschaftlicher Mitte/Mitterechts hinübergerückt. Das ergab hinreichend Stoff für erhitzte Diskussionen und zeittypische Reizthemen wie Kommunismus, Anarchie, Außerparlamentarische Opposition, Radikalenerlass, Atomkraft, Grundgesetzboden undsoweiterundsofort. Mir empfahl er, einmal mit dem Kamm mein dichtes Haar zu durchforsten, bevor ich mich zum Symphoniekonzert ins Hessischen Staatstheater auf den Weg machte. Er selber freilich scheute sich nicht, zum dunklen Anzug hellbeige Schuhe zu tragen, ein Stilbruch, den ich erst dann als zulässig anerkannt hätte, wäre er sich dessen überhaupt bewusst gewesen. Aber das nur am Rande… Summa summarum: Genießen wir schöne Oberflächen, aber tauchen wir gelegentlich auch in die Tiefe – Untiefen vermeidend! – und entdecken die faszinierende Verästelungen der menschliche Psyche im Widerschein einer unendlich ausdifferenzierten Objektwelt…

(Foto: „Urbanes Gewässer“ am Marlene-Dietrich-Platz gestern Nachmittag. Das von der gläsernen Hochhausfassade gebrochene und im Wellenspiel des aufgewühlten Wassers funkelnde Sonnenlicht zauberte einen jener magischen Momente, wie sie sich durch die zufällige Begegnung unterschiedlichster Phänomene ergeben.

Ein paar Gedanken zu Anita Albus, Claude Lévi-Strauss und digitalistischer Entmaterialisierungstendenz

April 7, 2024 § 5 Kommentare

Entgegen dem Gemeinplatz besteht die Malerei nicht in der zweidimensionalen Darstellung dreidimensionaler Objekte, sondern in der Verwandung dreidimensionaler Objekte in ein anderes Objekt, das ebenfalls drei Dimensionen hat: das Gemälde.“* 

Kürzlich wieder auf die so faszinierende wie kluge Anita Albus gestoßen. In meinem Lieblingsbuchantiquariat in Darmstadt lag ihr kleines Bändchen „Liebesbande“ im Schaufenster. Erzählungen, mit einer Abbildung ihres Gemäldes Eisvogelbalg auf dem Cover. Gleich die erste zog mich hinein in den Kosmos dieser Frau. Von der schriftstellernden Malerin zur malenden Schriftstellerin gewandelt, nun 82, liegt mittlerweile ein beeindruckendes Werk vor. Vor Jahren war ich durch ihre Arbeiten zu Proust auf sie aufmerksam geworden und hatte damals begonnen, mich an ihrem wertkonservativ katholisch geprägten Weltbild abzuarbeiten. Ihr dezidierter Antimodernismus, ihre altmeisterlich gearbeiteten Bilder und ihr scharfer Intellekt, gepaart mit einem anrührenden Blick auf die Welt der Dinge, auf die Schöpfung, werden nun in Zeiten digitalistischer Entmaterialisierungstendenzen so richtig interessant durch ihr konsequentes Beharren auf der Einheit von Geist und Materie, von Sensualistik und Verstand, von Haptischem und Mentalem. Der eingangs zitierte Satz stammt von Claude Lévi-Strauss, mit dem Anita Albus eine enge Freundschaft verband. Für mich wirft er die Frage auf, was eigentlich die inzwischen so weit verbreitete Bildbetratung mittels handelsüblicher digitaler Endgeräte vor diesem Hintergrund mit dem Gemälde, der Zeichnung, oder einer Photographie macht. Eine Transformation, zweifellos. Und noch ist ein erheblicher Unterschied bei der Betrachtung von Bildern auf Handys auszumachen, je nachdem ob es sich um ein abfotografiertes „Originalobjekt“ handelt – abfotografiert in der Regel im Sinne passgenau reduzierter Darstellung des Intendierten – oder um ein digital generiertes Bild (digital nativ). In der Tradition italienischer Bildschöpfung seit der Renaissance ist die Zeichnung, das „disegno“, so etwas wie der abstrakte Gehalt eines daraus zu entwickelnden Bildes. Im Grunde gedacht als Ausformung der „Bildidee“, als Vorstufe zum eigentlichen Gemälde. Materiell erhaltenswert allenfalls als Unterrichtsmaterial. Das ist heute natürlich ganz anders. Inzwischen sind es begehrte begehrte Objekte, Kunstwerke von eo ipso. Aus Sicht der Renaissance-Künstler aber wäre das heutige digitale Medium für ihre Zwecke perfekt gewesen. Bei den künstlerischen „Endprodukten“, den Gemälden, aber trifft genau zu, was Lévi-Strauss in obigem Zitat zum Ausdruck bringt. Es sind Objekte wie alle anderen Dinge der uns umgebenden Welt auch. Aus Gründen der Kommunikation, später auch des Marktes, wurden davon Reproduktionen hergestellt (je nach Stand der Technik Stiche, Litographien etc.), und heute ist die Verfügbarkeit nach dem Boom von Druckwerken mit ihren Abbildungsmöglichkeiten nochmals gesteigert durch Vorliegen und Generieren beliebig reproduzierbarer Daten auf informationstechnologischer Basis. Und da Wertschätzung auf Individualität, Einzigartigkeit und Seltenheit basiert, wächst reziprok dazu wieder das Bedürfnis nach Materialität und Objekthaftigkeit. Schallplatten, der Verkauf „schicker“ Papiermaterialien (Moleskine u. a.), gedruckte Bücher (Phänomene wie booktok), steigende Ausleihzahlen in Bibliotheken etc. sprechen für sich. Die skizzenhaften Menschendarstellungen meines gestrigen Blogposts lassen sich digitalisiert mit einem Federstrich in die Welt hinaus kommunizieren. Aber sie sind nicht zu verwechseln mit meinem BIG-PLANS 2024-Taschenkalender, dessen Seiten sie entnommen wurden. Und natürlich nimmt man sie in der digitalen (Re)Präsentation anders wahr als beim Durchblättern des Büchleins. Der Mehrwert dieser Tage besteht für mich in der Verfügbarkeit beider Welten, analog wie digital. Die Herausforderung hingegen darin, sich von der Welt genau das zu nehmen, was einem persönlich entspricht/gut tut, und zu ignorieren, was das Marktgeschrei des Tages einem überstülpen möchte.

*Claude Lévi-Strauss. zit. nach: Anita Albus, Der gelbe und der blinde Fleck. In: Käuze und Kathedralen. Geschichten, Essays und Marginalien. Frankfurt a. M. 2014. S. 17.

Abbildung:

Hermann Paul, Grundriß der Germanischen Philologie. 2., verbesserte und vermehrte Auflage 1900 -, 1. Band, 5. Abschnitt, Sprachgeschichte, S. 929 – 8. Abschnitt, Geschichte der Friesischen Sprache S. 1621, vollständig übermalt vom Dilettanten, Berlin 2024, S. 1065.

Modelle wider Willen

April 6, 2024 § 4 Kommentare

ICE-, S- und U-Bahnfahrend ergab sich über die Ostertage reichlich Gelegenheit zum Arbeiten am flüchtigen Modell. So füllt sich mein BIG-PLANS-2024 dieser Tage rasch mit Gedanken, Notaten und Bildnereien. Ich bin also, bereits im November angelangt, meiner Zeit voraus. Ohnehin scheint mir, der April wurde über die Ostertage abgehakt und nun beginnt der Mai mit lieblichen 20 Grad.

Über den Dächern Darmstadts

April 2, 2024 § Ein Kommentar

Wir speisten köstlich nachösterlich im Obendrüber und schwebten unterhalb des Himmelszeltes zwischen Taunus und Odenwald, Aug‘ in Aug‘ mit Langem Ludwig und Schloss und freiem Blick auf den Marktplatz. Auf dem Heimweg passierten wir den leergeräumten Kaufhof, Konsumtempel seit Kindheitstagen, jetzt stillgelegt und neuer Bestimmung harrend. Der Luisenplatz brummt wie eh und je.

Osterkühe

April 1, 2024 § 4 Kommentare

Nein, nicht Hasen gab‘s zu Ostern. Kühe warteten auf der dem Häuschen im hessischen Vogelsberg benachbarten Weide darauf, nicht verspeist, und sei es aus Schokolade, aber doch gezeichnet zu werden. Als ich mich mit Kladde, Zeichengerät und Stühlchen bestückt dem Zaun näherte, bemerkten mich die noch jungen Kühe sogleich und kamen herbei getrabt. Freilich mehr an Naturalien als an Kunst interessiert langweilten sie sich bald in meiner Gesellschaft und zogen schnaubend und prustend ihrer Wege. Mir hinterließen sie einen Schwarm Fliegen, der die Arbeit eine zeitlang erschwerte (ist die Fliegensaison Ende März eigentlich schon offiziell eröffnet? Oder war das jetzt eine Art „Anfliegen“?)

As silence drowns the screams…

März 24, 2024 § 4 Kommentare

Confusion will be my epitaph.

As I crawl a cracked and broken path

If we make it we can all sit back 

and laugh.

But I fear tomorrow I‘ll be crying.

Yes I feel tomorrow I‘ll be crying.

crying.

crying.

Yes I feel tomorrow I‘ll be crying.

Yes I feel tomorrow I‘ll be crying.

Yes I feel tomorrow I‘ll be crying.

crying.

Mit einem Paukenschlag betrat King Crimson 1969 die Szene. Ich entdeckte die Band pennälernd ein paar Jahre später. Zu spät, als dass ich ihrem einzigen Auftritt in meiner Heimatstadt Darmstadt 1972 hätte beiwohnen können. Verblüffenderweise an genau jenem Ort, den ein Haufen Grünschnäbel, mich eingeschlossen, nur wenige Jahre später auch bespielte: das Foyer des Staatstheaters Darmstadt. Die Aufbruchsstimmung der Endsechziger, die Erwartung einer ganzen Generation, gerichtet auf eine endgültige Abschaffung vermurkster Politik, war vorbei. Dass die Flower-Power-Generation mit Tränen der Ernüchterung würden rechnen müssen, wusste King Crimson schon 1969. Der Aufbruch ist weg, geblieben ist eine Kunst, Musik vor allem, die es in sich hat.

The fate of all mankind I see

is in the hands of fools.

Alle Zitate: Peter Sinfield. King Crimson, Epitaph. In the court of the Crimson King. LP Dezember 1969.

Zeichnung: Tusche und Eitempera auf chinesischem Papier. Nach einer Plastik im Bode-Museum („Schreiende Frau“)

Delirende Dämmerung

März 23, 2024 § Hinterlasse einen Kommentar

Acryl auf Leinwand. 60×60 cm.